Erwerbungsgeschichte

„Ich will Archiv werden.“ – dieser Berufswunsch, den der Schriftsteller Walter Kempowski nach eigener Überlieferung als Zehnjähriger äußerte, ging aufs Beste in Erfüllung. Das Walter-Kempowski-Archiv, wie es seit 1996 sukzessive in die Akademie der Künste übernommen wurde, umfasst heute 660 laufende Meter und ist damit der größte personenbezogene Archivbestand im Haus.

Walter Kempowski, Die „roten Bände“ Materialsammlung für die „Deutsche Chronik“, 1959 bis ca. 1973; Walter-Kempowski-Archiv, 358-398

Feldpostbriefe aus dem II. Weltkrieg
Kempowski-Biografienarchiv, 6321

Fotoalben im Walter-Kempowski-Archiv

Begonnen hatte das Sammeln literarischer Archive Anfang der 1950er Jahre in den Akademie-Vorgängerinstitutionen Ost und West. Mit dem Impetus, die vom NS-Regime verbotene und verbrannte Literatur wieder verfügbar zu machen und dem Werk exilierter Autor/innen eine Heimstatt zu geben, gelangten die Nachlässe von Heinrich Mann und Georg Kaiser aus Santa Monica und Ascona nach Berlin. Sie bildeten die Nuklei des heutigen Fonds persönlicher künstlerischer Archive an der Akademie.

Politisch bedingt, verlief der Aufbau der Literaturarchive Ost und West mit leicht unterschiedlicher Akzentsetzung: Lag der Schwerpunkt des Sammelns auf DDR-Seite auf den Nachlässen der Remigranten, die nach 1945 in die Sowjetische Besatzungszone gegangen waren – u.a. Friedrich Wolf, Johannes R. Becher, Anna Seghers, Arnold Zweig – so erwarb sich das Archiv der Akademie der Künste Berlin/West Verdienste um die Überlieferung expressionistischer Autoren wie u.a. Walter Rheiner und Alfred Wolfenstein und später der Mitglieder der Gruppe 47: Günter Grass, Wolfgang Hildesheimer, Hans Werner Richter und Peter Weiss. Nach der Zusammenführung der Archive Ost und West im Jahre 1993 richtete sich der Fokus darauf, Lücken in der bisherigen Erwerbungsgeschichte zu schließen und sich den Schriftsteller/innen der Gegenwart zuzuwenden. Bedeutende Zuwächse erfuhr das Literaturarchiv seitdem u.a. mit den Archiven von Jurek Becker, Thomas Brasch, Volker Braun, Harald Hartung, Rolf Haufs, Wolfgang Hilbig, Edgar Hilsenrath, Walter Jens, Walter Kempowski, Imre Kertész, Ursula Krechel, Georg Kreisler, Heiner Müller, Péter Nádas, Emine Sevgi Özdamar, Eva und Erwin Strittmatter, Uwe Timm, Fred und Maxie Wander und Christa Wolf. Hinzu kamen institutionelle Archive wie des Schriftstellerverbands der DDR, des PEN Ost und West und des Literaturhauses Berlin sowie das Archiv des Verlags Volk und Welt.