Foto: Cemile Sahin, car, road, mountain (2020), Filmstill

JUNGE AKADEMIE: Laboratory of Contested Space / Art & Truthtelling

Online-Laboratorium

Hier finden Sie Videos und Textbeiträge des Online-Laboratoriums.

„Glaube an die Wahrheit. Die Fakten preiszugeben heißt, die Freiheit preiszugeben. Wenn nichts wahr ist, dann kann niemand die Macht kritisieren, denn es gibt keine Grundlage, von der aus man Kritik üben könnte. Wenn nichts wahr ist, dann ist alles Spektakel. Die dickste Geldbörse zahlt für die blendendsten Lichter.“ (Timothy Snyder)

Im Rahmen des Programms zur Ausstellung „John Heartfield – Fotografie plus Dynamit“ veranstaltet die JUNGE AKADEMIE das Online-„Laboratorium Laboratory of Contested Space“ zum Thema Art & Truthtelling. Der Künstler John Heartfield (1891–1968) kämpfte zeitlebens gegen Misinformation und Propaganda, Militarismus, Krieg und Faschismus. Mit seinen politischen Fotomontagen, veröffentlicht in der kommunistischen Arbeiter - Illustrierte - Zeitung (A - I - Z), wurde er zu einem der größten Gegner der Nationalsozialisten.

Fake News und Desinformationskampagnen sind historisch kein neues Phänomen. Mit der Digitalisierung aber stehen Technologien zur Verfügung, die sie schneller und gezielter verbreiten können als je zuvor. Im sogenannten postfaktischen Zeitalter verwischen die Grenzen von Wahrheit und Fake, gezielte politische Strategien nutzen „alternative Fakten“ oder leugnen wissenschaftliche Erkenntnisse. Inzwischen sind Demokratien überall auf der Welt davon betroffen. Als aufklärerisches Moment stehen demgegenüber Akte des Truthtellings, Whistleblowings und Leakings, die herrschende Widersprüche, Falschinformationen und -verhalten aufdecken.

Vor dem Hintergrund der weltweit erstarkten Rechten und gesellschaftlich umkämpfter (Deutungs-)Räume setzt sich das Laboratorium mit Digitalität, Post-Truth und Geschichtsschreibung sowie aktuellen künstlerischen Strategien gegen rechte Propaganda und Misinformation auseinander. Es wird untersucht, inwiefern diese in künstlerischen Kontexten dekonstruiert oder aufgedeckt werden können. Verfolgt wird ein interdisziplinärer und intersektionaler Diskussionsansatz.

Mit der Covid-19-Krise erhält der Themenkomplex neue Bedeutung: Die Pandemie provoziert auf der einen Seite Verschwörungstheorien, Fake News zirkulieren, die „Wirklichkeit“ zerfällt in der Isolation. Auf der anderen Seite verstärkt und legitimiert das politische Krisenmanagement den Einsatz digitaler Technologien zur Überwachung von Mensch und Körper, seiner Bewegung und Viruslast. Ausnahmezustand und Notstandsgesetze werden zur Machtsicherung und Zerstörung des Rechtsstaats missbraucht. Gleichzeitig zeigt und befördert die Covid-19-Krise Rassismen und gesellschaftliche Mechanismen der Ausgrenzung, soziale wie globale Ungleichheiten und die besondere Betroffenheit marginalisierter Gruppen.

Ursprünglich als öffentliche Veranstaltung in der Akademie am Pariser Platz mit szenischen Lesungen, Performances und einem Panel geplant, findet das Laboratory of Contested Space aufgrund der aktuellen Situation ausschließlich online statt: Ab dem 27.5. teilen die Teilnehmer*innen Impulse-Lectures und künstlerische Beiträge in Form von Videos, die sie größtenteils während der Quarantäne produziert haben. Rezipient*innen sind eingeladen sich mit dem Themenkomplex über unterschiedliche politische Debatten, Ereignisse genauso wie persönliche Geschichten auseinanderzusetzen. Das Laboratorium ist ein Format der Recherche und des Austauschs mit offenem Ausgang.

Mit Beiträgen von: Tatiana Bazzichelli (Künstlerische Leiterin, Disruption Network Lab, Berlin), Göksu Kunak a.k.a. Gucci Chunk (Künstler*in, Performer*in), Lynn Takeo Musiol (Dramaturg*in, Autor*in, Stipendiat*in Akademie der Künste), Luiza Prado (Künstlerin), Mykola Ridnyi (Künstler, Stipendiat Akademie der Künste), Cemile Sahin (Künstlerin, Stipendiatin Akademie der Künste), Eva Tepest (Autorin, Journalistin), Christian Tschirner (Leitender Dramaturg, Schaubühne), Voin de Voin (Künstler).

Das Laboratorium ist kuratiert von Lynn Takeo Musiol und der JUNGEN AKADEMIE (Clara Herrmann / Leitung & Luise Pilz).

Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) fördert das Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung, in dessen Rahmen dieses digitale Angebot entstanden ist.

27.5. – 10.6.2020

Impulse Lectures und künstlerische Beiträge der JUNGEN AKADEMIE im Rahmen des Programms zur Ausstellung „John Heartfield – Fotografie plus Dynamit“

In deutscher und englischer Sprache