9.6.2023
Zum 80. Geburtstag von Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Akademie der Künste, am 14. Juni 2023
Jeanine Meerapfel feiert am 14. Juni 2023 ihren 80. Geburtstag. Die Filmemacherin, Drehbuchautorin und Produzentin ist seit 2015 Präsidentin der Akademie der Künste, 1998 wurde sie zum Mitglied der Akademie gewählt. An der Spitze der aktuell 418 Mitglieder zählenden Künstlergemeinschaft setzt Jeanine Meerapfel bedeutende Akzente in politischen, kulturpolitischen und künstlerischen Fragen.
Kontinuierlich setzt sie sich gegen Antisemitismus in Deutschland ein. In ihrer Reihe „Akademie-Dialog“ sprach sie zuletzt mit dem israelischen Soziologen Natan Sznaider und der französischen Rabbinerin Delphine Horvilleur über jüdische Identitäten, Antisemitismus und Erinnerungskultur. Auch die Freiheit der Kunst ist Jeanine Meerapfel ein besonderes Anliegen. Im Herbst 2020 initiierte sie die „Europäische Allianz der Akademien“, ein Zusammenschluss von zurzeit 60 Kunstakademien und Kulturinstitutionen aus Ländern der Europäischen Union, aus Großbritannien und Norwegen, die sich gemeinsam für die Freiheit der Kunst und die Autonomie der Institutionen einsetzen (www.allianceofacademies.eu).
Ihre filmische Expertise bringt Jeanine Meerapfel immer wieder in die Akademie-Arbeit ein und stellt filmpolitische Themen zur Diskussion, so z. B. in der Reihe „Akademie-Gespräche“. Auch die Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf das menschliche Leben und die Künste ist einer ihrer Schwerpunkte. Sie regte zahlreiche aufklärerische Veranstaltungs- und Ausstellungsprogramme in der Akademie der Künste an wie „Gedächtnis und Gerechtigkeit. Interdisziplinäre Gespräche über Massenverbrechen und deren Aufarbeitung“ (2016), „Uncertain States. Künstlerisches Handeln in Ausnahmezuständen“ (2016/2017), „Arbeit am Gedächtnis – Transforming Archives“ (2021) und das Vermittlungsprojekt „Berlin – Portbou. Auf den Spuren Walter Benjamins“ (2021). Im Frühjahr 2024 plant Jeanine Meerapfel zusammen mit den künstlerischen Sektionen der Akademie der Künste ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm zum Thema UTOPIEN (19.4.–26.5.2024).
Jeanine Meerapfel wurde 1943 als Tochter jüdischer Einwanderer in Argentinien geboren. Nach ihrem Journalistikstudium in Buenos Aires studierte sie in den 1960er-Jahren am Filminstitut der Hochschule für Gestaltung in Ulm bei Edgar Reitz und Alexander Kluge. Ihren ersten Spielfilm Malou drehte sie 1980 mit Ingrid Caven, Michael Ballhaus führte die Kamera. Seither folgten zahlreiche preisgekrönte Dokumentar- und Spielfilme, die um die Themen Migration, Erinnerung und Identität kreisen, unter anderem Im Land meiner Eltern (1981), La Amiga (1988) mit Liv Ullmann in der Hauptrolle, Amigomío (1995) und Der deutsche Freund (2012) sowie in Zusammenarbeit mit Floros Floridis die audiovisuellen Essays Confusion / Diffusion (2015) und Moving Sand / Topos (2019). Ihr aktueller dokumentarischer Filmessay Eine Frau (2021) hatte 2021 auf dem internationalen Filmfestival in Mar del Plata (Argentinien) Weltpremiere, war 2022 und 2023 auf zahlreichen Filmfestivals und im Kino zu sehen und erhielt etliche Preise. Neben ihrem filmischen Schaffen hat Jeanine Meerapfel auch als Professorin an der Kunsthochschule für Medien in Köln gelehrt.
Der Bundesverband Regie (BVR) ernannte die Filmemacherin im Februar 2021 zur Ehrenpräsidentin. Für ihre Erfolge als Filmemacherin und Autorin sowie ihren Einsatz für Menschenrechte, Meinungsfreiheit und die gleichberechtigte Vielfalt der Kulturen wurde Jeanine Meerapfel 2020 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Die Akademie der Künste gratuliert ihrer Präsidentin herzlich zum Geburtstag.