7.10.2022

Akademie der Künste eröffnet das Archiv von Péter Nádas im Beisein des Autors

Pressemeldung auf Ungarisch / A közlemény magyarul

Sonntag, 16. Oktober 2022, 11 Uhr, Pariser Platz, mit Péter Nádas, Lothar Müller, Navid Kermani, Ulrich Matthes, Katharina Raabe und Iris Radisch

Der ungarische Schriftsteller und Fotograf Péter Nádas hat sein künstlerisches Archiv der Akademie der Künste übergeben. Die Eröffnung findet im Beisein des Künstlers am Sonntag, den 16. Oktober um 11 Uhr im Akademie-Gebäude am Pariser Platz statt. Nach einer Würdigung des Schriftstellers durch Lothar Müller diskutieren Navid Kermani, Katharina Raabe und Iris Radisch mit dem Autor. Ulrich Matthes liest aus dem Frühwerk und Péter Nádas in einer Deutschland-Premiere aus seinem neuesten Roman Schauergeschichten. In einer Vitrinenpräsentation geben Schriften und Erinnerungsstücke Einblicke in den umfangreichen Vorlass des Künstlers.

Mit Werken wie dem Buch der Erinnerung, den monumentalen Parallelgeschichten und seiner Autobiografie Aufleuchtende Details hat sich der 1942 in Budapest geborene Künstler fest in die Weltliteratur eingeschrieben. Sein Œuvre zeugt von einer außerordentlichen Doppelbegabung und daraus resultierend einem engen Verhältnis von Bild und Wort. Das Erzählte entfaltet sich vor unseren Augen in präzise beschriebenen Bildern, seine Fotos lassen uns in epische Tiefen blicken. Nádas erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen, darunter den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur (1991), den Kossuth-Preis (1992), den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung (1995), den Franz-Kafka-Literaturpreis (2003), den Würth-Preis für Europäische Literatur (2014) und in diesem Jahr den schwedischen Berman-Literaturpreis. Er ist seit 2006 Mitglied der Akademie der Künste.

Das Péter-Nádas-Archiv ist mit 240 Archivkästen ungewöhnlich umfangreich. Dazu gehören sämtliche Werkmanuskripte mit dazugehörigen Entwürfen, Notizen und Materialsammlungen, Korrespondenzen, persönlichen Dokumenten und Fotos. Die Überlieferung reicht zurück bis zum frühesten Prosastück des elfjährigen Schülers. Beginnend mit dem schriftstellerischen Debüt Die Bibel (1965/1967), enthält das Archiv für jeden Titel – ob Kurzprosa oder Roman, Essay oder Bühnenstück – eine umfangreiche Dokumentation des Werkprozesses. Breiten Raum nehmen die großen Romane Buch der Erinnerung (1986, dt. 1991) und Parallelgeschichten (2005, dt. 2012) ein, deren Arbeitsnotizen von akribischen historischen Forschungen zeugen. Ein eigenes Archiv für sich bildet das familiengeschichtliche Material für das autobiographische Buch Aufleuchtende Details (2017). Fotos, ein Hochzeitsalbum, Dokumente, Familienbriefe und persönliche Gegenstände seiner Vorfahren zeugen vom Schicksal einer von den Katastrophen des 20. Jahrhunderts heimgesuchten jüdischen Familie. Die durch Dichte und Aussagekraft beeindruckende Korrespondenz enthält ungefähr 14.000 Schriftstücke. Sie stammen von Familienmitgliedern und persönlichen Freunden, Redaktionen und Verlagen, literarischen Weggefährten in Ungarn, darunter Géza Ottlik, István Örkény, Magda Szabó, Miklós Mészöly, István Eörsi, György Spíró und Péter Esterházy, von Wissenschaftlern und Intellektuellen, wie Péter Balassa, Árpád Bernáth, László F. Földényi, Ádám Nádasdy, aber auch von Briefpartnern jenseits der Landesgrenzen, wie von Richard Swartz, Ivan Sanders, Hildegard Grosche und Éva Haldimann. Ebenfalls dazu gehören Teile des fotografischen Œuvres von Péter Nádas.

Das Péter-Nádas-Archiv erweitert die Sammlung ungarischer Gegenwartsautoren der Akademie der Künste, zu der schon die Archive von Imre Kertész, György Konrád und Péter Esterházy gehören, und die als Zeugnisse einer großen europäischen Literatur in Berlin bewahrt und der Forschung zur Verfügung gestellt werden.

Veranstaltungsdaten
Péter Nádas „Zuerst das Bild, dann das Wort“
Archiveröffnung mit Péter Nádas
Begrüßung: Werner Heegewaldt, Einführung: Lothar Müller, Gespräch: Navid Kermani, Iris Radisch & Katharina Raabe (Moderation), Lesung: Ulrich Matthes, Musik: Matan Porat
Sonntag, 16. Oktober 2022, 11 Uhr
Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
Eintritt € 6/4, Kartenreservierung ticket@adk.de, Tel. 030 200 57-1000
Online Tickets: adk.de/tickets

Pressekarten: Reservierung unter presse@adk.de oder Tel. 030 200 57-1514

Für Rückfragen zum Péter-Nádas-Archiv:
Werner Heegewaldt, Direktor des Archivs, Tel. 030 200 57-3100, archivdirektion@adk.de
Katalin Madácsi-Laube, Wiss. Mitarbeiterin, Tel. 030 200 57-3243, laube@adk.de