3.6.2022

JUNGE AKADEMIE startet Programm „AI Anarchies“ zum Thema Künstliche Intelligenz & Ethik

Stipendiat*innen ausgewählt, ab jetzt Bewerbungen für Arbeitsgruppe der Herbstakademie möglich

Die JUNGE AKADEMIE der Akademie der Künste hat sechs internationale Künstler*innen und Künstler*innen-Duos für das Stipendienprogramm im Rahmen des Projektes „AI Anarchies“ ausgewählt. D’Andradeund Walla Capelobo, Sarah Ciston, Pedro Oliveira, Sara Culmann, SONDER (Peter Behrbohm und Anton Steenbock) sowie Aarti Sunder setzen ab Juli 2022 in jeweils sechsmonatigen Residenzen in Berlin ihre Beschäftigung mit dem Thema Künstliche Intelligenz und Ethik fort. Ihre Arbeiten präsentieren sie in den „OPENHAUS“-Veranstaltungen des ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik, das als Partner des Programms Wohn- und Arbeitsräume für die Stipendiat*innen zur Verfügung stellt, sowie in einer Ausstellung in der Akademie der Künste im Juni 2023. Die Stipendien sind mit je 20.000 Euro dotiert. Die Stipendiat*innen wurden durch eine Jury aus Mitgliedern der Akademie der Künste und weiteren Expert*innen ausgewählt.

Zugleich öffnet die JUNGE AKADEMIE die Arbeitsgruppe der interdisziplinären und internationalen Herbstakademie von „AI Anarchies“ für einen begrenzten öffentlichen Teilnehmer*innenkreis. Die Herbstakademie (13.–20.10.2022) wird kuratiert von Maya Indira Ganesh und Nora N. Khan und vernetzt Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen. Mit provokativen Diskussionen führender Denker*innen, Performances, Screenings und partizipativen Workshops bietet sie einen Raum für neue Ideen, Methoden und Wissensnetzwerke im Umgang mit Künstlicher Intelligenz und Ethik. Die Arbeitsgruppe setzt sich sieben Tage lang intensiv mit den aktuellen Debatten über KI-Technologien und die sozialen, kulturellen und politischen Realitäten auseinander, aus denen sie hervorgehen und die sie formen. 20 Plätze stehen für Künstler*innen und Interessierte aus den Bereichen Künste, Kultur, Wissenschaften und Aktivismus, die thematisch zu KI und/oder mit KI-Technologien im weitesten Sinne arbeiten, zur Verfügung. Die ausgewählten Teilnehmer*innen erhalten freien Zugang zu allen Veranstaltungen sowie Verpflegung. Bewerbungen zur Teilnahme können bis zum 11. Juli 2022 unter aianarchies@adk.de eingereicht werden. Weitere Informationen zum Konzept der Herbstakademie und den Bedingungen für die Einreichungen finden sich hier.

„AI Anarchies“ befasst sich mit den ethischen Fragen der KI-Technologien aus künstlerischer und transdisziplinärer Perspektive. Künstler*innen haben die ethischen Herausforderungen von autonom agierenden Maschinen diskutiert, lange bevor die Begriffe Künstliche Intelligenz (KI) oder Artificial Intelligence (AI) existierten. Vor dem Hintergrund des aktuellen Booms dieser Technologien ist die Frage, was „gute“ oder „schlechte“ KI bedeutet, präsenter und komplexer denn je. Das einjährige Programm umfasst das Residenzprogramm mit Präsentationen und abschließender Ausstellung sowie die Herbstakademie 2022. Es wird mit Künstliche Intelligenz-Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ermöglicht und durch einen internationalen kuratorischen Beirat begleitet.


Zu den Projekten der Stipendiat*innen:

Die brasilianischen Künstler*innen D’Andrade und Walla Capelobo arbeiten an einer Online-Ausstellung in Form eines ästhetischen Labors, das Künstler*innen der afrikanischen und globalen Diaspora, Essays, Spiele und Sonic Fiction vereint. Sie diskutieren das Konzept des Metaverse und ermöglichen eine queere und dekoloniale Perspektive auf KI. Die US-amerikanischen Poet*innen und Programmierer*innen Sarah Ciston entwickeln Gemeinschaft durch kreativ-kritisches Programmieren anhand eines intersektionalen feministischen KI-Toolkits. Der brasilianische Wissenschaftler und Sound-Künstler Pedro Oliveira beschäftigt sich damit, wie der Körper in KI in Erscheinung tritt, und verweist in seiner Arbeit auf die Zusammenhänge des KI-Einsatzes bei Migration und Asyl-Prozessen mit kolonialistischem Denken. Die russische Künstlerin und Computergrafikerin Sara Culmann untersucht digitale Marktplätze für KI-basierte digitale Arbeiter*innen und die damit zusammenhängenden ethischen Probleme. Das Berliner Künstlerduo SONDER (Peter Behrbohm und Anton Steenbock) nimmt am Programm mit dem Projekt totalearth teil, das sich mit Ultrakapitalismus und mittels KI gesteuertem utopischem Kommunismus auseinandersetzt. Die indische Künstlerin Aarti Sunder, deren künstlerische historische wie spekulative Forschung der Infrastruktur von KI wie Tiefseekabeln gilt, die die Daten der Welt transportieren, zeigt die ökologischen wie sozialen Folgen der Technologie.

Vgl. Pressemeldung vom 17.01.2022