19.8.2021
„Winter Music“ – Summer Time Version
Konzertabende mit Werken von Akademie-Mitgliedern zum Thema „Tragödie“
Freitag und Samstag, 27. und 28. August 2021, Hanseatenweg
Das Festival für zeitgenössische Musik „Winter Music“präsentiert ausgewählte Kompositionen von zehn Mitgliedern der Akademie der Künste zum Thema „Tragödie“ und wurde kuratiert von Akademie-Mitglied Annesley Black und Samir Odeh-Tamimi, Stellvertretender Direktor der Sektion Musik. Das Berliner Ensemble Zafraan spielt und inszeniert die Konzertabende am 27. und 28. August am Hanseatenweg. Das Festival fand erstmals im Dezember 2018 statt, die zweite Ausgabe wurde pandemiebedingt in den Sommer verschoben.
Die Kurator*innen gehen von der antiken Tragödie aus, die für sie zeitlos und gegenwärtig ist und stellen die Frage: Wie handelt der Mensch, wenn er keinen Ausweg mehr sieht? Die ausgewählten Werke bieten keine Antworten auf diese Frage, sondern fügen der Frage viele Facetten hinzu, blättern mit klanglichen Mitteln das emotionale Spektrum auf und hinterfragen die Ausdrucksfähigkeit von Musik für die Tragödien der Gegenwart.
Ausgangspunkt des Programms ist die Komposition La Prison des Posaunisten und Komponisten Vinko Globokar, der durch besondere Klangfarben, Grillroste und Donnerbleche sowie zugespitzte performative Spielanweisungen die Bühne mit einer starken, das Publikum affizierenden physischen und klanglichen Präsenz erfüllt. Rolf Riehm wollte in seiner Solo-Komposition für Bassklarinette kompositorisch einen Ausdruck finden für eine „extrem inkohärente, extrem widersprüchliche, in ihrer Wirklichkeitsbeanspruchung extrem sprunghafte, dabei komplett a-vitale Situation“, die das Überfliegen des Irak in Kriegszeiten bei ihm auslöste. „Wie das Unstimmige mit sich zusammenstimmt“, kommentiert Cornelius Schwehr sein Stück für Flöte, Oboe und Klarinette. Bei Helmut Zapf geht es um das Zusammentreffen von David und Goliath. Auch Isabel Mundry beschreibt als Hintergrund für ihre Komposition Sounds, Archeologies eine Erfahrung von Widersprüchen anlässlich von Flüchtlingskrise und Restitutionsdebatten, die sie zu einer „archäologischen“ Hinterfragung der Bedingungen des Komponierens führt. Politisch-soziologische Fragen bedeuten im Komponieren oft, das Setzen der Töne neu zu denken. Dies gilt auch für das Kammerkonzert von Erhard Grosskopf für Klavier und großes Ensemble Und Bilder beßrer Zeit um unsre Seele schweben, das sich auf ein Gedicht Hölderlins bezieht und in der ungewissen Wendezeit 1989/90 entstand. Steffen Schleiermacher beschäftigt sich in Herakles, einer Annäherung an Heiner Müller, mit seelischen, historischen und politischen Wunden. Bei Nicolaus A. Huber finden Schmerz und Trauer Ausdruck in einem durch Kontraste vorangetriebenen Prozess. Rebecca Saunders Komposition Fury dagegen transportiert pure explosive Emotionalität.
Programm
Freitag, 27. August
Isabel Mundry: Sounds, Archeologies (2017 / 2018)
Rebecca Saunders: Fury II Konzert für Kontrabass solo und Ensemble (2010)
Erhard Grosskopf: Und Bilder beßrer Zeit um unsre Seele schweben Kammerkonzert für Klavier und 11 Instrumente, op. 41 (1989 / 90)
Hans Wüthrich: 2 Minuten gegen das Vergessen (1978)
Samstag, 28. August
Nicolaus A. Huber: Aus Schmerz und Trauer (1982)
Cornelius Schwehr: Wie bei Bogen und Leier für Flöte, Oboe, Klarinette (1996)
Helmut Zapf: David und Goliath für Akkordeon solo (2011)
Vinko Globokar: La Prison für acht Instrumente (2001)
Steffen Schleiermacher: Herakles – 1. Annäherung an Heiner Müller für Klavier (2000)
Rolf Riehm: Ton für Ton (weiße Straßen Babylons) für Kontrabassklarinette (2007)
Mit dem Ensemble Zafraan, Leitung: Timo Kreuser
Im Rahmen des Monats der zeitgenössischen Musik
Veranstaltungsdaten
Winter Music – Tragödie. Summer Time Version
Freitag, 27.08.2021, 20 Uhr
Samstag, 28.08.2021, 20 Uhr
Ticket jeweils € 13/7, www.adk.de/tickets, ticket@adk.de
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
Pressetickets unter presse@adk.de, Tel. 030 200 57-1514