25.10.2019
Akademie der Künste trauert um Hans Zender
Der Dirigent und Komponist Hans Zender, geboren am 22. November 1936 in Wiesbaden, ist am 23. Oktober 2019 in Meersburg gestorben. Er war einer der bedeutendsten, prägendsten und aktivsten Dirigenten und Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er verstand es wie kein anderer, die zeitgenössische und ältere Musik in einen sinnstiftenden Dialog zu setzen – in zahllosen Konzertprogrammen auf internationalen Podien, in eigenen Werken und in essayistischen Reflexionen.
Hans Zender, seit 1990 Akademie-Mitglied, studierte Komposition, Klavier und Dirigieren an den Musikhochschulen Frankfurt und Freiburg. Bereits 1964 begann seine Dirigentenkarriere mit Stationen in Bonn, Kiel, bei dem Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken (1971–1984), der Hamburgischen Staatsoper (1984–1987), beim Radiokamerorkest des Niederländischen Rundfunks und der Opéra National, Brüssel (1987–1990). Von 1988 bis 2000 übernahm er eine Professur für Komposition an der Frankfurter Musikhochschule und wurde für zahlreiche Kompositionsstudierende zu einem wichtigen Lehrer. Von 1999 bis 2011 war er ständiger Gastdirigent und Mitglied der künstlerischen Leitung des SWR-Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg. 2011 gründete er gemeinsam mit seiner Frau die „Hans und Gertrud Zender-Stiftung“ zur Förderung zeitgenössischer Musik. Sein kompositorisches Werk umfasst alle Gattungen, von kammermusikalischen Werken über sinfonische und Chorkompositionen bis hin zu Opern. Es entstanden „Komponierte Interpretationen“ wie Schuberts Winterreise für Tenor und kleines Orchester oder das Orchesterwerk 33 Veränderungen über 33 Veränderungen, das sich auf Beethovens Diabelli-Zyklus bezieht. Sein Œuvre umfasst auch Opern, die auf historischen und literarischen Stoffen gründen wie Stephen Climax (1986), Don Quijote de la Mancha (1993) und Chief Joseph (2005). Schon zu seinen Lebzeiten hat die Akademie der Künste das Hans-Zender-Archiv eingerichtet.
„Hans Zender war ein Komponist und Dirigent, der das Gegenwärtige und Zeitlose in der Musik zusammen denken konnte. Klang war für ihn Zeichen und Nicht-Zeichen zugleich. Als inspirierten und inspirierenden Gesprächspartner wie als Freund werden wir ihn sehr vermissen. Sein Werk werden wir hören und wieder hören.“ Isabel Mundry, Mitglied der Sektion Musik der Akademie der Künste
Mit Hans Zender verliert die Akademie der Künste einen großartigen Dirigenten, Komponisten und Mitdenker für die zeitgenössische Musik.
Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste