28.11.2017
Akademie der Künste eröffnet Eberhard-Fechner-Archiv
Veranstaltung mit Gero Ehrhardt, Jeanine Meerapfel und Martin Wiebel am 1. Dezember, Pariser Platz
Die Akademie der Künste eröffnet am 1. Dezember 2017 das Archiv von Eberhard Fechner (1926–1992) mit einer Veranstaltung in Berlin. Das Archiv des Filmemachers und Akademie-Mitglieds war 2016 übernommen und in sehr kurzer Zeit erschlossen worden.
Eberhard Fechners Filme bilden ein Panorama der deutschen Geschichte des letzten Jahrhunderts quer durch alle Gesellschaftsschichten. In seinen Dokumentationen kreierte er aus endlosen Interviewstunden virtuelle Dialoge, wie beispielsweise in Nachrede auf Klara Heydebreck (1969), Comedian Harmonists (1975/76) und in seinem wichtigsten Werk Der Prozeß (1975–1984) über das Verfahren gegen die Verantwortlichen des Konzentrationslagers Majdanek in Düsseldorf von 1975 bis 1981. Fechner rekonstruierte das Grauen in einem Konzentrationslager und protokollierte die Schwierigkeiten der deutschen Justiz und Öffentlichkeit bei der Suche nach Gerechtigkeit. Der Prozeß ist ein eindringliches Fernsehdokument über NS-Verbrechen und deren Verfolgung und einer der wichtigsten deutschen Filme über den Holocaust. Seinen Ansatz, alltägliche Geschichte zu dokumentieren, verfolgte Fechner auch in seinen Spielfilmen, wie den Adaptionen von Walter Kempowskis Rostocker Familienchronik Tadellöser & Wolff (1974/75) und Ein Kapitel für sich (1979). 1984 gehörte Fechner zu den Gründungsmitgliedern der Sektion Film- und Medienkunst der Akademie der Künste und war bis 1992 ihr Stellvertretender Direktor. 2011 wurde er mit einem Stern auf dem Boulevard der Stars am Potsdamer Platz in Berlin geehrt.
Das Eberhard-Fechner-Archiv hat einen Umfang von 40 Regalmetern. Dazu gehören Drehbücher, Fotos, Produktionsunterlagen, eine Korrespondenz von mehreren tausend Blatt, u. a. mit Walter Jens, Walter Kempowski, Hardy Krüger, Egon Monk und Giorgio Strehler, sowie über 1.500 Stunden Tonbandaufnahmen der Interviews, die Fechner für seine preisgekrönten Dokumentationen geführt hat. Da die Interviews nur zu einem geringen Teil in die Filme eingegangen sind, besitzen diese Aufnahmen einen großen Quellenwert vor allem auch für die Erforschung der Alltagsgeschichte. Das Archiv von Eberhard Fechner ergänzt zugleich viele andere Archive zur Fernsehgeschichte in der Akademie der Künste wie die von Peter Beauvais, Dieter Meichsner, Egon Monk oder Dieter Wedel.
Unter https://archiv.adk.de/bigobjekt/39883 ist das Eberhard-Fechner-Archiv online recherchierbar und steht im Lesesaal am Robert-Koch-Platz zur Einsicht zur Verfügung.
Anlässlich der Archiveröffnung werden Filmausschnitte und Interviews mit Fechner gezeigt. Der Kameramann Gero Erhardt und der Dramaturg und Produzent Martin Wiebel sprechen über ihre Zusammenarbeit mit Eberhard Fechner. Es begrüßt die Filmemacherin und Präsidentin der Akademie der Künste, Jeanine Meerapfel. In eigens für die Veranstaltung eingerichteten Vitrinen können Dokumente aus dem Archiv eingesehen werden.
Veranstaltungsdaten
Eberhard Fechner. Chronist des Alltäglichen
Archiveröffnung und Vitrinenpräsentation
Freitag, 1. Dezember 2017, 19 Uhr, Eintritt € 6/4
Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
Kartenreservierungen unter Tel. 030 20057-1000 oder ticket@adk.de
Pressekarten unter Tel. 030 20057-1514 oder presse@adk.de
Für Rückfragen
Dr. Torsten Musial, Archiv Film- und Medienkunst, Tel. 030 20057–3258, musial@adk.de