20.11.2017
Akademie der Künste eröffnet Luc-Bondy-Archiv
Buchpräsentation am 28. November, Pariser Platz
Luc Bondy (17. Juli 1948 – 28. November 2015) war einer der prägenden europäischen Schauspiel- und Opernregisseure seit den 1970er Jahren. Noch zu seinen Lebzeiten hat er sein Archiv der Akademie der Künste anvertraut, deren Mitglied er seit 1994 war. Es gibt Auskunft über seine Arbeit an den wichtigsten Schauspiel- und Opernhäuser und ist für die Nutzung jetzt vollständig erschlossen. Aus diesem Anlass erscheint am zweiten Todestag Luc Bondys eine Monographie, die bisher unveröffentlichte Texte Bondys in Beziehung setzt zu zahlreichen Originalbeiträgen von Weggefährten, ergänzt durch Bühnen- und Kostümentwürfen sowie Szenen- und Privatfotos. Das von Bondys langjährigem Mitarbeiter Geoffrey Layton herausgegebene und im Alexander Verlag Berlin erscheinende Buch zeigt die Fülle und Vielfalt des künstlerischen Schaffens des Regisseurs und lässt Autorinnen und Autoren aus mehreren Ländern und Schaffensphasen zu Wort kommen, darunter Isabelle Huppert und Yasmina Reza, Botho Strauß und Peter Handke, Barbara Sukowa und Libgart Schwarz, Samuel Finzi und Jürgen Flimm, aber auch Mitglieder der Familie Bondy.
Der aus Zürich stammende Luc Bondy stellte nach einer Ausbildung an der Pantomimenschule von Jacques Lecoq in Paris und kurzer „Lehrzeit“ als Regieassistent am Hamburger Thalia Theater 1971 in Göttingen seine erste Inszenierung vor. Mit einem der Poesie verpflichteten Ansatz, der die gesellschaftliche Funktion der Bühnenkunst in der Untersuchung des Sozialen, des Zwischenmenschlichen und der Begegnung der Geschlechter verortete, war Bondy in einem politisch aufgeladenen Umfeld ein Antipode. Der Durchbruch gelang ihm bereits 1973 mit der Münchner Inszenierung von Edward Bonds Die See, die zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Im Lauf der Zeit folgten zwölf weitere Einladungen und eine Laufbahn, die Bondy in zahlreiche Metropolen führte. Als freier Regisseur arbeitete er europaweit, besonders häufig aber in Berlin, wo er ab 1976 das Profil der Schaubühne etwa durch Uraufführungen von Stücken Botho Strauß‘ mitprägte und sie in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre sogar leitete. 1997 übernahm er die Intendanz der Wiener Festwochen, denen er 17 Jahre lang vorstand. Von 2012 an leitete er das Théâtre de l’Odéon in Paris, dessen Selbstverständnis als „Théâtre de l’Europe“ dem Europäer Bondy wie auf den Leib geschneidert war. 1976 debütierte er in Hamburg als Opernregisseur, auch das auf Anhieb mit Erfolg, wovon Arbeiten in Brüssel, Paris, Salzburg, London, Mailand und an der New Yorker Met zeugen. Bondys besondere Liebe galt den Opern Mozarts, doch auch mit Uraufführungen von Werken zeitgenössischer Komponisten wie Philippe Boesmans und Marc-André Dalbavie reüssierte er. Seine Karriere als Theatermann reflektierte er in mehreren biografisch angelegten Büchern.
Am 28. November, 19 Uhr, stellt die Akademie der Künste das Buch über ihr langjähriges Mitglied am Pariser Platz der Öffentlichkeit vor. Der Begrüßung durch die Filmemacherin und Präsidentin der Akademie, Jeanine Meerapfel, folgen ein einleitender Vortrag von Peter Iden, der Person und Werk Luc Bondys umreißt, sowie eine Lesung aus dem Buch, für die Ilse Ritter und Jens Harzer gewonnen werden konnten. Videoeinspielungen rufen wichtige Inszenierungen Bondys in Erinnerung. Béla Korény begleitet den Abend am Flügel. Eine Vitrinenausstellung mit Originalen bietet Einblicke in das Archiv Luc Bondys.
Veranstaltung in Kooperation mit dem Alexander Verlag Berlin.
Daten
Veranstaltung
In die Luft schreiben. Luc Bondy und sein Theater
Buchpräsentation und Archiveröffnung
Dienstag, 28. November 2017, 19 Uhr, Eintritt € 6 / 4
Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
Pressekarten unter presse@adk.de, Tel. 030 20057-1514
Publikation
In die Luft schreiben. Luc Bondy und sein Theater
Herausgegeben von Geoffrey Layton im Auftrag der Akademie der Künste, Berlin
Akademie der Künste / Alexander Verlag Berlin
ca. 320 Seiten, ca. 200 Farb- und s/w-Abbildungen, ISBN 978-3-89581-451-8, Preis 30 €
Rezensionsexemplare: Anfragen sind an den Verlag zu richten
Für Rückfragen
Rudolf Mast, Archiv Darstellende Kunst, Tel. 030 200 57-32 53, mast@adk.de