4.10.2010
Akademie der Künste eröffnet Archiv des Bildhauers Benno Elkan
Am kommenden Donnerstag (07.10.) eröffnet die Akademie der Künste das Benno-Elkan-Archiv. Zur Archiveröffnung liest der Schauspieler Jaecki Schwarz Texte von und über Elkan.
Der 1877 in Dortmund geborene Bildhauer war bereits Anfang des 20. Jahrhunderts ein gefragter Künstler. Er schuf Grabdenkmäler für den Dramatiker Frank Wedekind und den Maler Hans Thoma, Medaillen sowie Porträts, u. a. des Dichters und Kunstschriftstellers Carl Einstein, des Politikers Walter Rathenau, des Kunsthändlers Alfred Flechtheim oder des Komikers Karl Valentin. Seine Mahnmale für die Opfer des Ersten Weltkriegs in Frankfurt am Main und Völklingen mit den Inschriften "Den Opfern" bzw. "Allen Opfern" wurden heftig angefeindet und in der NS-Zeit entfernt bzw. zerstört. Das Frankfurter Denkmal steht seit 1946 wieder in der dortigen Gallusanlage.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme ging Elkan, der jüdischer Abstammung war, in die Emigration und ließ sich in London nieder, wo er sich erstaunlich schnell als gefragter Bildhauer etablierte. Er schuf Porträts namhafter Persönlichkeiten wie Winston Churchill oder Jehudi Menuhin; für seine großen Kandelaber zum Alten und Neuen Testament fand er einen bedeutenden Mäzen, der diese der Westminster Abbey stiftete. Anfang der 1950er Jahre erhielt Benno Elkan den Auftrag, einen siebenarmigen Leuchter als Geschenk des britischen Parlaments an den 1948 gegründeten Staat Israel zu schaffen. Die große Menorah, die 1956 in Jerusalem vor der Knesset aufgestellt wurde, ist ein Höhepunkt in Benno Elkans Lebenswerk und zugleich die letzte große Arbeit, die er vollenden konnte. Er starb 1960 in London und ist heute in Deutschland zu Unrecht weitgehend vergessen.
Fünfzig Jahre nach Elkans Tod in London gelangten nun die verbliebenen Teile seines Nachlasses in das Archiv der Akademie der Künste. Der Bestand umfasst Manuskripte, Fotos und Korrespondenz. Hervorzuheben ist eine 850seitige Autobiographie, die bis Mitte der 1920er Jahre reicht. Zu den Manuskripten zählt u. a. auch das Libretto zu Ernst Tochs Oper "Die Prinzessin auf der Erbse" nach Andersen. Elkan betätigte sich, wie im Archiv belegt, auch als Kunstreise-Schriftsteller und als Kinderbuchautor. Einblicke in das Familienleben geben Manuskriptteile von Lustspielen, die voller persönlicher Anspielungen eigens für die private Aufführung durch Familienmitglieder geschriebenen wurden.
Archiveröffnung und Lesung
Benno Elkan. Ein weltbekanntes Werk – ein vergessener Bildhauer
Donnerstag, 07. Oktober 2010, 20 Uhr, Akademie der Künste, Pariser Platz 4
Lesung mit Jaecki Schwarz. Vortrag von Hans Menzel-Severing"Archivfenster" bis 09. Januar 2011
Vitrinenpräsentation mit Dokumenten zum Werk Benno Elkans
Akademie der Künste, Pariser Platz 4, Berlin-Mitte
Für Rückfragen: Michael Krejsa, Tel. 030 200 57- 4051, archivbildendekunst@adk.de