29.9.2010

Die Schauspielerin Judith Hofmann erhält den Tilla-Durieux-Schmuck

Verleihung am 04. November 2010 in den Kammerspielen des Deutschen Theaters

Die Schauspielerin Judith Hofmann erhält am 04. November den Tilla-Durieux-Schmuck aus den Händen ihrer Vorgängerin Annette Paulmann. Der Tilla-Durieux-Schmuck ist eine Stiftung der Schauspielerin Tilla Durieux (1880–1971), verwaltet von der Akademie der Künste, deren Mitglied Durieux war. Aus Anlass ihres 65-jährigen Bühnenjubiläums im Jahre 1967 verfügte Tilla Durieux, dass alle zehn Jahre ein Collier mit 34 in Platin gefassten Zirkonen an eine "hervorragende Vertreterin der deutschen Schauspielkunst" verliehen wird. Ihre erste, eigene Wahl fiel auf Maria Wimmer. Diese gab den Schmuck 1977 an Gisela Stein weiter, 1988 übernahm Kirsten Dene und überreichte das Collier 1998 an Annette Paulmann, die sich jetzt für Judith Hofmann entschied: "Weil es mir immer großes Vergnügen bereitet zu sehen, wie sich in ihren Figuren der Verstand mit dem Herzen streitet". Der Schmuck wird nach einer Aufführung von Molières "Menschenfeind" in den Kammerspielen des Deutschen Theaters übergeben; Judith Hofmann spielt in der Inszenierung von Andreas Kriegenburg die Rolle der Célimène. Die Laudatio halten Annette Paulmann und Ulrich Matthes.

Judith Hofmann wurde 1967 in Zürich geboren. Sie studierte am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und war erst am Bayerischen Staatstheater München, dann am Burgtheater Wien und schließlich am Thalia Theater in Hamburg engagiert. Von dort wechselte sie mit Intendant Ulrich Khuon und Hausregisseur Andreas Kriegenburg 2009 nach Berlin an das Deutsche Theater. "Die Prägnanz, mit der sie Szenen und emotionale Zustände reproduzieren kann, ist unglaublich hoch, in der Palette von Stilen ist sie praktisch unbegrenzt." (Andreas Kriegenburg in Theater heute, 5/07). Ihr vielfach herausgestelltes handwerkliches Können verbindet sie mit Tilla Durieux, für die die Kunst ebenfalls aus dem "harten, schwer erlernbaren" Beherrschen der Mittel resultierte.

Tilla Durieux, 1880 in Wien geboren, spielte ab 1905 bei Max Reinhardt am Deutschen Theater, ab 1911 immer wieder am Lessing Theater, gastierte aber auch im Ausland und war – nicht zuletzt durch ihre Ehe mit dem international bekannten Kunsthändler Paul Cassirer – als Dame der Gesellschaft ebenso wie als Schauspielerin weltweit bekannt. Gemeinsam mit ihrem dritten Mann, dem Brauereibesitzer Ludwig Katzenellenbogen, finanzierte Tilla Durieux 1927/28 die Piscatorbühne am Berliner Nollendorfplatz. Vor den Nazis floh das Ehepaar über mehrere Stationen nach Jugoslawien und ließ sich im kroatischen Zagreb nieder. 1941 wurde Ludwig Katzenellenbogen von Faschisten nach Berlin verschleppt und starb zwei Jahre später. Tilla Durieux schloss sich dem jugoslawischen Widerstand an.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete sie zunächst am Zagreber Puppentheater und kehrte erst 1952 auf deutsche Bühnen zurück. Sie spielte bei Boleslaw Barlog an den Staatlichen Bühnen Berlins und vor allem bei Erwin Pisctor an der Freien Volksbühne, aber auch in Hamburg, Köln, Lübeck, Basel. 1961 wurde sie zum Mitglied der Akademie der Künste (West) gewählt und erhielt neben vielen weiteren Ehrungen auch die Ehrenmitgliedschaft am Deutschen Theater im damaligen Ostberlin. Tilla Durieux starb am 21. Februar 1971.

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