2.9.2004
Edgar Hilsenrath erhält Lion-Feuchtwanger-Preis
Die Akademie der Künste vergibt den diesjährigen Lion-Feuchtwanger-Preis an Edgar Hilsenrath. In der Begründung der Jury heißt es: "In seinem Werk, das in Deutschland zu lange zu wenig Beachtung fand, gelingt es dem Preisträger meisterlich, seine Leser in die Geschichte des 2. Jahrtausends mitzunehmen, in deren katastrophischen Kern ihn seine eigene Biographie führte. Sein Erzählen begreift den einzelnen als Ausgangspunkt aller Geschichte und gibt jedem individuellen Schicksal seine Würde zurück. Schreiben im Geist der Aufklärung, dies war und ist, ganz im Sinne Lion Feuchtwangers, das Anliegen und die Kunst Edgar Hilsenraths."
Der 1926 in Leipzig als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie geborene und nach Vertreibung, Flucht und Exil seit 1975 in Berlin lebende Edgar Hilsenrath wurde vor allem durch seine Romane "Nacht" (1964), "Der Nazi & der Friseur" (1977), und "Das Märchen vom letzten Gedanken" (1989) bekannt. Der Dittrich Verlag, Berlin/Köln, gibt gerade eine 11-bändige Werkausgabe heraus. Das dritte Buch "Der Nazi & der Friseur" ist soeben erschienen.
Sein literarisches Archiv hat Edgar Hilsenrath im Frühjahr 2004 der Akademie der Künste geschenkt. Es umfasst Briefe und Werkmanuskripte, darunter zwölf handschriftliche Ringbücher mit der Urschrift seines ersten Romans "Nacht", eine Reihe unveröffentlichter Texte aus den Jahren 1948 bis 1951 sowie tagebuchartige Aufzeichnungen, die in der Zeit, die er im rumänischen Ghetto von Moghilew-Podelsk verbringen mußte, entstanden sind.
Der Jury für den Lion-Feuchtwanger-Preis 2004 gehören Peter Gosse, Robert Menasse und Norbert Miller an.
Die Preisverleihung findet am 27. November in der Akademie der Künste statt.
Die Laudatio hält Robert Schindel.
Der von Marta Feuchtwanger gestiftete Preis ist mit 7.500 € dotiert. Er wird an Autoren historischer Prosa verliehen. Die letzten Preisträger waren Eckart Kleßmann, Michael Kleeberg und Robert Menasse.