10.7.2017, 14 Uhr
Neue Mitglieder der Akademie der Künste
Auf der diesjährigen Frühjahrsmitgliederversammlung (5./6. Mai) wurden 13 neue Mitglieder in die Akademie der Künste gewählt. Alle haben die Wahl inzwischen angenommen. Die Sektion Musik hat neu aufgenommen: Chaya Czernowin, Hanna Hartman und Maja Solveig Kjelstrup Ratkje. In die Sektion Literatur wurden gewählt: Ann Cotten, A.L. Kennedy, Ursula Krechel und Emine Sevgi Özdamar. Neue Mitglieder der Sektion Darstellende Kunst sind: Karin Beier, Sandra Hüller, Wolfram Koch, Hans-Thies Lehmann, Joachim Meyerhoff und Sophie Rois. Die Sektionen Bildende Kunst, Baukunst sowie Film- und Medienkunst haben in diesem Jahr keine Mitglieder zur Wahl vorgeschlagen. Die Akademie der Künste zählt aktuell in ihren sechs Kunstsektionen insgesamt 423 Mitglieder.
Kurzbiographien der neuen Mitglieder:
Karin Beier, Theaterregisseurin
1965 in Köln geboren, lebt in Hamburg. Dort Studium der Anglistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. 1986 Gründung der internationalen Theatergruppe Countercheck Quarrelsome (mit Elmar Goerden), mit der sie Shakespeare-Stücke an theaterfernen Orten inszenierte. Ab 1992 Regiearbeiten am Düsseldorfer Schauspielhaus, Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Schauspiel Köln, Schauspielhaus Bochum sowie am Burgtheater Wien, von denen mehrere zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurden. Für ihre Inszenierung Die Kleinbürger von Maxim Gorki im Akademietheater Wien erhielt sie 2006 den österreichischen Nestroy-Preis sowie 2009 für Das Goldene Vließ von Franz Grillparzer am Schauspiel Köln den Deutschen Theaterpreis Der Faust. Seit 1997 inszeniert sie auch Musiktheater. Von 2007 bis 2013 war Karin Beier Intendantin des Schauspiels Köln, seit 2013 ist sie Intendantin des Deutschen Schauspielhauses Hamburg.
Ann Cotten, Schriftstellerin
1982 in Iowa (USA) geboren; wuchs in Wien auf, wo sie Germanistik studierte. Sie schloss ihr Studium mit einer Arbeit über die Listen in der Konkreten Poesie ab. Seit 2006 lebt sie als freie Schriftstellerin in Berlin und in Wien. Veröffentlichungen (Auswahl): Fremdwörterbuchsonette (2007), Glossarattrappen (2008), Das Pferd (2009), Florida-Räume (2010), Pflock in der Landschaft (2011), Helm aus Phlox. Zur Theorie des schlechtesten Werkzeugs (mit Daniel Falb, Hendrik Jackson, Steffen Popp und Monika Rinck) (2011), Hauptwerk. Softsoftporn (2013), Der schaudernde Fächer. Erzählungen (2013), Verbannt! Versepos (2016). Auszeichnungen (Auswahl): 2008 Clemens Brentano Preis, 2014 Adelbert-von- Chamisso-Preis, 2014 Wilhelm-Lehmann-Preis, 2015 Ernst-Bloch-Preis, 2015 Klopstock-Preis für neue Literatur, 2017 Hugo-Ball-Preis.
Chaya Czernowin, Komponistin
1957 in Haifa (Israel) geboren, lebt in Newton (USA). Kompositionsstudium in Israel, Deutschland und den USA. Promotion an der University of California, San Diego. Stipendienaufenthalte u. a. in Tokio (1993–1996 Asahi Shimbun Fellowship, NEA Fellowship) und Deutschland (1983–1985 DAAD-Stipendium; 1996 Akademie Schloß Solitude). „Composer in Residence“ 2006/2007 bei den Salzburger Festspielen und 2013 beim Luzern Festival. 1997–2006 Professorin für Komposition an der University of California, San Diego und 2006–2009 an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien. Seit 2009 Professorin der Musik an der Harvard University. Auszeichnungen (Auswahl): 1992 Kranichsteiner Musikpreis; 1998 IRCAM Reading Panel; 2003 Komponistenpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung; 2011 Guggenheim Fellowship; 2016 Heidelberger Komponistinnenpreis.
Hanna Hartman, Klangkünstlerin, Komponistin und Performerin
1961 in Uppsala (Schweden) geboren, lebt in Berlin. Studium der Literaturwissenschaft und Theatergeschichte in Uppsala und Stockholm, in Stockholm außerdem Radio und Interaktive Medienkunst am Dramatiska Institutet sowie Elektroakustische Musik am EMS (Elektronmusikstudion). 2007/2008 war sie „Composer in Residence“ beim Schwedischen Radio und 2010 Stipendiatin der Villa Aurora in Los Angeles. Ihre Musik wird bei zahlreichen Festivals wie den Wittener Tagen für neue Kammermusik (2006), den Darmstädter Ferienkursen (2012, 2014), dem Huddersfield Contemporary Music Festival (2013, 2016) oder bei ECLAT in Stuttgart (2017) aufgeführt. Auszeichnungen (Auswahl): 1998 Prix Europa; 2005 Karl-Sczuka-Preis; 2011 Rosenbergpriset; 2006/2016 Prix Phonurgia Nova.
Sandra Hüller, Schauspielerin
1978 in Suhl/Thüringen geboren, lebt in Leipzig. 1996–2000 Ausbildung an derHochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Engagements am Theaterhaus Jena (1999–2001), Schauspiel Leipzig (2001–2002), Theater Base (2002–2006) und an den Münchner Kammerspielen (2012–2015). Außerdem spielte sie bei der Ruhrtriennale, am Schauspiel Hannover und an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Zusammenarbeit mit den Regisseurinnen und Regisseuren Claudia Bauer, Barbara Frey, Stephan Kimmig, Sebastian Nübling, René Pollesch, Rafael Sanchez, Johan Simons und anderen. Im Film wurde sie durch Requiem (2006) von Hans-Christian Schmid international bekannt, drehte auch mit Maren Ade, Nicolette Krebitz, Jan Schomburg und Ina Weisse. Maren Ades Film Toni Erdmann, in dem Sandra Hüller mit Peter Simonischek spielt, erhielt zahlreiche deutsche und internationale Auszeichnungen, darunter eine Oscar-Nominierung.
A.L. Kennedy, Schriftstellerin
1965 in Dundee (Schottland) geboren, studierte Theatre Studies and Drama an der University of Warwick, wo sie heute Creative Writing lehrt. Bereits mit ihrem Debütroman Einladung zum Tanz wurde sie international bekannt und gilt heute als eine der wichtigsten Autorinnen Englands. Sie lebte lange Zeit in Glasgow, seit 2012 hat sie ihren Wohnsitz in London. Veröffentlichungen in deutscher Übersetzung (Auswahl): Gleißendes Glück. Roman (2000), Einladung zum Tanz. Roman (2001), Ein makelloser Mann. Erzählungen (2001), Alles was du brauchst. Roman (2002), Also bin ich froh. Roman (2004), Paradies. Roman (2005), Day. Roman (2007), Was wird. Erzählungen (2009), Das blaue Buch. Roman (2012), Der letzte Schrei. Erzählungen (2015). Auszeichnungen (Auswahl): 1994 Somerset Maugham Award, 1999 Scottish Arts Council Book Award, 2007 Costa Book Award, 2007 Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur, 2016 Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf.
Wolfram Koch, Schauspieler
1962 in Paris geboren, lebt in Frankfurt/Main. Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt/Main. Rollen am Theater der Freien Volksbühne Berlin und am Schauspiel Frankfurt, Engagements am Schiller Theater Berlin (1988-90) und am Schauspielhaus Bochum (1995- 2000). Danach freischaffend am Deutschen Theater, Berlin, an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, am Schauspielhaus Zürich und am Burgtheater Wien. Zusammenarbeit mit den Regisseurinnen und Regisseuren Sebastian Baumgarten, Jan Bosse, Herbert Fritsch, Dimiter Gotscheff, Karin Henkel, Frank Hoffmann, Armin Petras und Stefan Pucher. Auch Filmrollen übernimmt er regelmäßig und spielt im Fernsehen seit 2015 den Frankfurter Tatort-Ermittler. 2010 erhielt er gemeinsam mit Dimiter Gotscheff, der Schauspielerin Almut Zilcher und dem Schauspieler Samuel Finzi den Theaterpreis Berlin, 2014, ebenfalls mit Samuel Finzi, den Gertrud-Eysoldt-Ring.
Ursula Krechel, Schriftstellerin
1947 in Trier geboren. Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte; 1971 Promotion mit einer Arbeit über den Theaterkritiker Herbert Ihering. Sie war Theaterdramaturgin, arbeitete mit jugendlichen Untersuchungshäftlingen an Theaterprojekten und ist seit 1972 freie Schriftstellerin. Seitdem hat sie zahlreiche Lyrik- und Prosabände sowie Theaterstücke und Hörspiele veröffentlicht. Sie lebt in Berlin. Veröffentlichungen (Auswahl): Selbsterfahrung und Fremdbestimmung. Essay (1975), Nach Mainz! Gedichte (1977), Mit dem Körper des Vaters spielen. Essays (1992), Stimmen aus dem harten Kern. Gedicht (2005), Shanghai fern von wo. Roman (2008), Jäh erhellte Dunkelheit. Gedichte (2010), Landgericht. Roman (2012), Die da. Ausgewählte Gedichte (2013), Stark und leise. Pionierinnen. Essays (2015). Auszeichnungen (Auswahl): 2008 Rheingau Literatur Preis, 2009 Deutscher Kritikerpreis, 2009 Kunstpreis Rheinland-Pfalz, 2009 Joseph-Breitbach-Preis, 2012 Lyrikpreis Orphil, 2012 Deutscher Buchpreis, 2015 Gerty-Spies-Literaturpreis.
Hans-Thies Lehmann, Theaterwissenschaftler
1944 in Ehringshausen, Kreis Wetzlar, geboren, lebt in Berlin. Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Komparatistik in Berlin. Hochschulassistent am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Universität Gießen; Mitarbeit am Aufbau des Studiengangs zusammen mit Prof. Andrzej Wirth. Nach der Habilitation 1988 Professor für Theaterwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt/Main, wo er 2002 den Aufbaustudiengang "Dramaturgie" gründete. Mehrere Gastprofessuren für Theaterwissenschaft im Ausland sowie Dramaturgien u.a. für Jossi Wieler, Peter Palitzsch, Christof Nel und Theodoros Terzopoulos. Zahlreiche Publikationen, schwerpunktmäßig über Bertolt Brecht und Heiner Müller. 1999 veröffentlichte er unter dem Titel Postdramatisches Theater eine maßgebliche Auseinandersetzung mit der Ästhetik der Zeit. Zuletzt erschien der Vortragsband Ich mache ja nicht das, was Menschen sind oder tun, zu meinem Thema…: Postdramatische Poetiken bei Jelinek und anderen (Wien 2017).
Joachim Meyerhoff, Schauspieler
1967 in Homburg geboren, lebt in Wien. Schauspielausbildung an der Otto- Falckenberg-Schule in München. Engagements am Staatstheater Kassel, Theater Bielefeld, Theater Dortmund und am Schauspiel Köln. Ab 2001 am Maxim Gorki Theater, Berlin. 2002 Wechsel an das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, 2005 an das Burgtheater Wien, dessen Ensemblemitglied er bis heute ist. Seit der Spielzeit 2013/14 tritt er außerdem wieder am Hamburger Schauspielhaus auf. Zusammenarbeit u. a. mit den Regisseurinnen und Regisseuren Karin Beier, Luc Bondy, Jan Bosse, Barbara Frey, Herbert Fritsch, Jürgen Gosch, Nicolas Stemann. Am Maxim Gorki Theater (Wann wird es endlich wieder so wie es nie war, 2005) und am Burgtheater (Alle Toten fliegen hoch, 2007-2009) entwickelte er eine Reihe autobiographisch geprägter Abende, die zwischen 2011 und 2015 auch in Form dreier Romane erschienen sind und mehrere Preise erhielten.
Maja Solveig Kjelstrup Ratkje, Komponistin und Performerin
1973 in Trondheim (Norwegen) geboren, lebt in Svartskog (Norwegen). Kompositionsstudium in Oslo. Sie arbeitet als Sängerin, Stimmkünstlerin und Elektronikperformerin sowohl solistisch als auch mit experimentellen Musikgruppen wie SPUNK, BRAK RUG und Jazzkammer zusammen. Darüber hinaus kooperiert sie auch mit Ensembles zeitgenössischer Musik wie Ensemble Intercontemporain, Oslo Sinfonietta, Cikada und POING. Auszeichnungen (Auswahl): 1999/2004 Edvardprisen; 2001 Arne Nordheims komponistpris, 2001 Prix Musique Mixte XXIII Concorso Internazionale Luigi Rossolo di Musica Elettroacustica, 2003 Prix Ars Electronica, 1999 und 2005 International Rostrum of Composers.
Sophie Rois, Schauspielerin
Geboren 1961 im österreichischen Ottensheim, lebt in Berlin. Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Ab 1987 Rollen in Berlin am Renaissance Theater, am Theater der Freien Volksbühne und am Schillertheater. 1993 ging sie an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und prägte dort zahlreiche Inszenierungen von Frank Castorf, Christoph Marthaler, René Pollesch und Christoph Schlingensief. Insbesondere in Produktionen von René Pollesch gastiert sie auch immer wieder an anderen Häusern wie dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg, dem Burgtheater Wien oder dem Schauspielhaus Zürich. Außerdem spielt sie in Filmen von Detlef Buck, Helke Misselwitz, Tom Tykwer oder Ina Weisse und tritt zuweilen als Sängerin auf. Neben vielen anderen Preisen für ihre Leistungen in Film, Theater und für ihre Hörbuchaufnahmen erhielt sie 2012 den Theaterpreis Berlin und ist vom französischen Staat 2014 zum Chevalier des Arts et des Lettres ernannt worden.
Emine Sevgi Özdamar, Schriftstellerin, Theaterregisseurin und Schauspielerin
1946 in der Türkei geboren. Mit 12 Jahren erste Theaterrolle am Staatstheater Bursa, kam 1965 nach Berlin und arbeitete in einer Fabrik. 1967-1970 Besuch der Schauspielschule in Istanbul. 1976 Mitarbeit bei Benno Besson und Matthias Langhoff an der Volksbühne in Ost-Berlin, danach in Paris und Avignon. 1979-1984 Ensemblemitglied des Bochumer Schauspielhauses unter Claus Peymann, in dessen Auftrag 1982 ihr erstes Theaterstück Karagöz in Alemania entstand. Arbeitet seit 1982 als freischaffende Schriftstellerin, schreibt in deutscher Sprache. Sie war in verschiedenen Filmrollen zu sehen. Veröffentlichungen (Auswahl): Mutterzunge. Erzählungen (1990), Das Leben ist eine Karawanserei hat zwei Türen aus einer kam ich rein aus der anderen ging ich raus. Roman (1992), Die Brücke vom Goldenen Horn. Roman (1998), Der Hof im Spiegel. Erzählungen (2001), Seltsame Sterne starren zur Erde. Roman (2003). Auszeichnungen (Auswahl): 1991 Ingeborg-Bachmann-Preis, 1993 Walter-Hasenclever-Preis der Stadt Aachen, 1999 Adelbert-von-Chamisso-Preis, 2004 Kleist-Preis, 2009 Kunstpreis Berlin / Fontane-Preis, 2010 Carl-Zuckmayer-Medaille, 2012 Alice Salomon Poetik Preis.