27.9.2021, 09 Uhr
KUNSTWELTEN – Das Vermittlungsprogramm der Akademie der Künste
„Wir wollen den Schatz mit anderen teilen.“ Klaus Staeck
© Akademie der Künste
Am 27. September 2012 bestätigten Akademie-Präsident Klaus Staeck, der Programmbereich und das Archiv der Akademie der Künste sowie Vertreter*innen des Staatsministers für Kultur und Medien (BKM) das Konzept zum Akademie-Vermittlungsprogramm und konstituierten KUNSTWELTEN. Das Programm kommt dem satzungsgemäßen Vermittlungsauftrag der Institution mit Ideen, Phantasie und Engagement nach, organisiert Ausstellungsführungen und bringt Besucher*innen Schwerpunktthemen der Akademie nahe. KUNSTWELTEN schöpft aus dem einzigartigen Potential der Künstlersozietät, das sich auf die Vielfalt und das Zusammenspiel der Werke und Erfahrungen ihrer Mitglieder und Stipendiat*innen, der Künstlerarchive und Sammlungen gründet, und entwickelt so ein unverwechselbares Programm zuallererst für Kinder und Jugendliche in Berlin und in den Ländern Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Viele Künstler*innen der Akademie – zu ihnen gehören Annesley Black, Michael Bräuer, Óscar Escudero, Thomas Heise, Kerstin Hensel, Miguel Hilari, Volker Koepp, Mark Lammert, Jeanine Meerapfel, Terézia Mora, Irina Raud, Kathrin Röggla, Thomas Rosenlöcher, Matthias Sauerbruch, Theresa Schütz, Ingo Schulze, Klaus Staeck, Uwe Timm, Andres Veiel, Wilfried Wang, Stefano Zangrando – begegnen Schüler*innen in Berlin und ebenso in den Landkreisen Anhalt-Bitterfeld und Vorpommern-Greifswald, stellen ihnen ihre Werke vor, arbeiten gemeinsam in Kunstwerkstätten. Sie laden die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Grund-, Sekundar-, Förder- und Berufsschulen, aus Gymnasien und Bildungseinrichtungen zum Nachholen eines Schulabschlusses und aus Unterkünften für geflüchtete Menschen zu Erfahrungsgewinn und Lebensfreude durch Kunst ein.
Die Erprobung der eigenen Kreativität führt viele der Kinder zu überraschenden Entdeckungen in der Welt und weckt vielleicht ihren Wunsch, sie anders zu gestalten. Dabei knüpft KUNSTWELTEN an gute Traditionen an. Mit ihren internationalen Programmen für Schüler*innen, Student*innen, Lehrer*innen war die Akademie am Hanseatenweg in den 1970er Jahren Vorreiterin in Berlin (West), ebenso gestalteten Mitglieder der Akademie (Ost) Veranstaltungen für Kinder, 1967 stiftete Grete Weiskopf den Alex-Wedding-Preis für besondere Verdienste in der Kinder- und Jugendliteratur, der nach wie vor durch die Akademie vergeben wird. Seit den 1990er Jahren initiierte Renate Schubert Kinder- und Jugend-Projekte.
Künstler*innen gehen mit KUNSTWELTEN in andere Lebensbereiche und erreichen junge Menschen, wenn es gut läuft über sie auch ältere Generationen, die nicht zum angestammten Akademie-Publikum gehören. Dabei erleben sie dramatische Veränderungen wie Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Als Benjamin Scheuer im September 2018 eine Musik-Werkstatt an der Sekundarschule in Köthen leitete, sahen er und die Schüler*innen die Stadt im Ausnahmezustand. Durch den tragischen Tod eines jungen Mannes kam es zu allabendlichen Demonstrationen von Rechtsradikalen. Benjamin Scheuer erinnert sich an das Komponieren von Lautgedichten als Übungen in Toleranz. „Es hat mich fasziniert zu sehen, wie vorurteilsfrei und einander zugewandt die Kinder in Köthen mit den absurden Erfindungen ihrer Schulkameradinnen umgegangen sind. Ich bin mir sicher: In puncto Kreativität, Offenheit und Ernsthaftigkeit sind sie vielen von uns erwachsenen Menschen in diesem schönen Land ein ganzes Stück voraus.“ (Journal der Künste 9)
Die Programme für Chancengleichheit und gegen Ausgrenzungen, die vielen Einladungen von Künstler*innen, gemeinsam mit jungen Menschen Ideen und Vorschläge für eine offene Gesellschaft zu entwickeln, sind sinnstiftend.
Mit „Ein Traum von Anklam“ (2012) und „Kinder im Exil“ (2016/17) wurde KUNSTWELTEN für den BKM-Preis für Kulturelle Bildung nominiert.
Marion Neumann